ACCOLLAGE und Voices mit „merkwürdigem“ Konzert in der Aula des EMA Gymnasiums Herzberg

Als pünktlich um 19 Uhr Hr. Andre Bogdan vom LionsClub Südharz, Fr. Brigitte Götz, in Doppelfunktion als Schulleiterin des EMAG und als Repräsentantin des Rotary-Clubs Bad Lauterberg-Südharz, sowie Hr. Rainer Seidel als Mitorganisator vom Orchester ACCOLLAGE die Begrüßung vornehmen, ist unter den mehr als 300 Konzertbesuchern bereits eine knisternde Spannung zu spüren.

Die Idee, keine Eintrittsgebühr zu verlangen, sondern für einen guten Zweck Spenden einzusammeln, hat wahrscheinlich viele zu diesem Konzertbesuch animiert. Über den Förderverein des EMAG soll in Zukunft eine Boulderwand in der Sporthalle mitfinanziert werden. Ziel ist dabei, nicht nur die Schüler des EMAG damit zu begeistern, sondern diese Kletterwand allen Herzberger Vereinen zugänglich zu machen. Fr. Götz und Hr. Bogdan stellten daher auch klar, dass diese Gemeinnützigkeit genau das Ziel von Lions/Rotary ist und natürlich auch von der Schule komplett mitgetragen wird. Für so eine Aktion ist deshalb die Ausrichtung eines Konzertes eine perfekte Veranstaltung.

Danach leitete Rainer Seidel auf das Konzert hin, stellte kurz den Chor Voices aus Förste vor und erläuterte, wie es zu der Idee für diese Veranstaltung kam. ACCOLLAGE ist das Akkordeon-Orchester des Landes Niedersachsen und nennt das aktuelle Konzertprogramm „Sein!“ Daher stellte er klar, das Publikum muss anfangs neugierig sein, später begeistert sein und damit man das Konzert in guter Erinnerung behält, müssen der Chor und das Orchester merkwürdig sein!

Als die achtzehn Sängerinnen der Voices die Bühne betreten, nehmen sie sofort das Publikum für sich ein. Mit zumeist selbst arrangierten Chorsätzen erzeugen sie eine sehr angenehme Atmosphäre im Saal. Leiterin Corina Bialek leitet mit originellen und selbstironischen Ansagen geschickt durch das halbstündige Programm des Chores. Lieder, die jeder kennt (Can you feel the love tonight), aber auch Filmmusik in schwedischer und französischer Sprache tragen sie gekonnt und mit sichtbarer Freude vor. Als beim Welthit „Hallelujah“ von Leonard Cohen, die Technik mit dem Einspieler der Pianobegleitung versagt, entschließen sich die Sängerinnen spontan, das Lied a capella vorzutragen. Diese Flexibilität und der sehr gelungen Liedvortrag werden vom Publikum begeistert beklatscht.

Als dann das 25-köpfige Orchester mit ihrem Dirigenten Hr. Ralf Schwarzien auf der Bühne Platz nimmt, wundern sich alle, dass die Voices einfach stehenbleiben! Der Grund ist die erste Überraschung des Abends. Die beiden Stücke „Look at the world“ und „In our childrens eyes” werden gemeinsam vorgetragen. Dadurch ergibt sich ein wunderbares Klangbild mit den von Schwarzien extra bearbeiten Versionen für Akkordeonorchester und Chor.  Mit lauten Beifallsstürmen werden die Voices nun von der Bühne entlassen.

Sind Chöre in verschiedenen Konstellationen beim Publikum im Allgemeinen bekannt, so ist der Auftritt eines Akkordeonorchesters für viele dann wohl aber eine neue Klangerfahrung. In weiten Kreisen als Volksmusikinstrument etabliert, zeigt ACCOLLAGE bereits beim ersten Titel „Pilatus-Mountain of Dragons“ ein breites Klangspektrum. Hierbei wird musikalisch dargestellt, wie junge Männer im Luzerner Gebirge auf Drachenjagd gehen und sich später mit ihm anfreunden, als er mehrere, die sich im Kampf mit ihm verletzt haben, heilt. Entsprechend ist die Musik dazu mal düster, mal gefährlich und endet nach dem brillanten Thema mit einem satten Schlussakkord. Mit dem Drachen Ohnezahn aus dem Film „Drachenzähmen leicht gemacht“ geht es nahtlos über in die wunderschöne Popballade „Drachen sollen fliegen“ von der Gruppe Pur.

Als nächste Überraschung stehen dabei auf einmal Swaantje Schwarzien und Markus Rößle vorne an den Mikrofonen und interpretieren diesen Song auf ihre ganz besondere Art. Nach dem wilden Tanz der „Bacchanale“ aus Samson und Delilah, kommt Marita Kröger als weitere Sängerin dazu und die beiden Frauen singen den bekannten Song „Hijo d la luna“! Wiederum Marita, als Solistin übernimmt danach bei „I’ve seen that face before“ die düstere Gesangsrolle von Grace Jones. Als Leitthema steht hier der Libertango von Piazzolla im Vordergrung, als perfekter Übergang zum orchestral vorgetragenen „Adios nonino“, dass Piazzolla nach dem Tode seines Vaters, ihm zu Ehren geschrieben hat. Auch hier wechseln sich rhythmische Parts mit dem traumhaften Leitmotiv ab und endet dann doch, dem Anlass entsprechend, ruhig und nachdenklich.

Mit dem Lied „Sein“ von Andreas Bourani, fordert Sänger Markus, einzig begleitet von Ralf Schwarzien am Klavier, das Publikum auf, selber nachdenklich zu werden, um einfach bei sich selbst zu sein – während des Vortrags ist es mucksmäuschenstill, wie aber bereits nach den anderen Stücken, setzt am Ende sofort tosender Applaus ein. Im letzten Stück vor der Pause geht es eigentlich um das Hauptanliegen des Orchesters bei „Let me entertain you“! Das Mitklatschen und der Jubel am Ende zeigen, dass das bis dahin sehr gut gelungen ist.Die anschließende Pause wird von allen genutzt, sich am Stand des Fördervereins mit kühlen Getränken zu versorgen und mit anderen Konzertbesuchern ins Gespräch zu kommen.

Markus Rößle ist danach als Solosänger gefordert. Eine gesanglich äußerst anspruchsvolle Version des Eros Ramazzotti Hits „Musica e“ wird von ihm sehr gefühlvoll vorgetragen. Die orchestrale Musik ergänzt sich perfekt mit der warmen Stimme von Markus und der weichen italienischen Sprache. Der bekannte Osteroder Akkordeonlehrer Wolfgang Kahl hat im Lockdown einen Corona Song komponiert und online mit vielen Akkordeonisten aus ganz Deutschland aufgenommen. „Die Welt steht nicht still“ wird daher heute erstmals live von Accollage gespielt. Den Gesang übernimmt hierbei Kahls Schülerin Sejoud Al-Khatib, die er in seinem Integrationsprojekt an der Musikschule unterrichtet – ein sehr toller Beitrag! Bei einem Medley aus dem in Schottland spielenden Film „Merida“ kommt dann mit Gälisch eine weitere Sprache hinzu, hier perfekt von Swaantje und Marita gesungen. Im Lied „It’s oh so quiet“ geht es um das Wechselbad der Gefühle einer Frau zwischen himmlischer Ruhe und Zufriedenheit und dem Knall, wenn man sich wieder verliebt. Marita, mit einer außergewöhnlichen gesanglichen Darstellung, reißt die Zuhörer wiederum zu Jubelstürmen hin. Die letzten beiden von Ralf Schwarzien angekündigten Stücke sind dann der Rock-Klassiker „Don’t stop believin“ und das bombastische Werk „Rise like a Phoenix“.

Doch so einfach lässt das grandiose Publikum das Orchester nicht gehen und so kommt es zu zwei Zugaben. „Time warp“ holt alle noch mal richtig ab und alle klatschen mit, doch ACCOLLAGE versteht es, denn Bogen zum Ende zu schließen. Markus Rößle, Konzertmeisterin Anja Bremers und Ralf Schwarzien, diesmal mit einer Gitarre, setzen sich, für das definitiv letzte Lied des Abends, auf den Bühnenrand. Das Orchester setzt lediglich im Zwischenteil noch einmal ein, ansonsten zieht Markus die Zuhörerschaft in seinen Bann. Zu den leisen Klängen von Anjas Akkordeon und Ralfs Gitarre singt er den Song „Seconds to fall” von der Gruppe Fury in the Slyughterhouse. Mit der Botschaft, auf sich Acht zu geben, da alles Erreichte in Sekunden zu Fall gebracht werden kann, entlässt Ralf Schwarzien sein Orchester in den Feierabend und das Publikum auf den Nachhauseweg.

Das Organisations-Team bedankt sich bei allen Besuchern für die sehr positive Resonanz, die sehr hohe Spendenbereitschaft und wünscht allen viele schöne Erinnerungen an dieses durchaus „merkwürdige“ Konzert!

Für ACCOLLAGE schrieb Rainer Seidel